Mit 14 Jahren den Beruf fürs Leben finden: So fühlt sich der Berufswahlprozess für viele Jugendliche an. Wie können sie dem Druck begegnen? Dieser Frage ging das querbeet-Forum am Donnerstagabend, 16. November 2023, auf die Spur. Mit dabei: eine Snowboard-Weltmeisterin und ein tierischer Überraschungsgast.
Manchmal gibt man beim Schnuppern und Bewerben sein Bestes und hat dennoch keinen Erfolg. So war es bei Valeria Winistörfer. Sie hatte ihre Lehrstelle als medizinische Fusspflegerin schon fast auf sicher und erhielt dann doch eine Absage. Plötzlich stand sie ohne Lehrstelle da. Je näher das Ende der Oberstufenzeit rückte, desto grösser sei der Druck geworden. Dennoch sei sie drangeblieben. Dank der Unterstützung ihrer Eltern und der Berufsberatung habe sie schliesslich ihre Traumlehrstelle als Logistikerin gefunden, betonte die junge Rheintalerin im Rahmen des querbeet-Forums in der Schöntalhalle in Altstätten. Das Forum ist Teil des Berufsevents (siehe Galerie).
Verschiedenes austesten
Das Beispiel von Valeria Winistörfer sei kein Einzelfall, sagte Oberstufenlehrer Manuel Marquart aus Altstätten vor den rund 120 Besucherinnen und Besuchern. In einigen Fällen liege der Misserfolg auch daran, dass die Jugendlichen einen Beruf erlernen möchten, für den ihre Noten nicht ausreichend seien: «In diesem Fall gilt es als Lehrperson, feinfühlig ehrlich zu sein und andere Optionen aufzuzeigen.» Das hätte sie wohl auch tun sollen, gab Podiumsteilnehmerin Barbara Thurnheer selbstkritisch zu: Schon in der Primarschule seien die schulischen Weichen ihrer Tochter auf die Kantonsschule ausgerichtet worden. Als diese nach der zweiten Oberstufe an die Kanti wechselte, habe sie aber rasch festgestellt, dass eine praxisnahe Ausbildung besser zu ihr passe. «Als Mutter hätte ich früher insistieren sollen, dass sie schnuppern geht und so weitere Möglichkeiten austesten kann», sagte Thurnheer zu Moderator Ivo Riedi.
Eltern sind wertvolle Unterstützer
Berufsbildnerin Giovanna Ciardo stellt fest, dass der Druck im Berufswahlprozess meist unter den Jugendlichen selbst entsteht: Sobald die ersten Klassenkameradinnen und Klassenkameraden eine Lehrstelle hätten, steige der Druck auf die anderen. Dann gelte es umso mehr, an sich selbst zu glauben und keine Zweifel zuzulassen, betonte die amtierende Snowboard-Weltmeisterin Julie Zogg. Das sei ihr Erfolgsrezept, um mit Druck umzugehen. Und damit kennt sich die 31-Jährige auch neben der Piste aus: Sie absolvierte einst eine Lehre zur Polymechanikerin: «Die Doppelbelastung von Lehre und Snowboardtraining war schwierig. Gleichzeitig war die Lehre aber auch eine Entlastung, weil hier mal nicht der Sport im Fokus stand.» Oberstufenschüler Rian Gschwend, der im nächsten Jahr eine Lehre als Maurer antritt, richtete einen Tipp an alle Eltern: «Es ist wichtig, das Kind voll zu unterstützen, auch wenn der Berufswunsch vielleicht nicht den eigenen Vorstellungen entspricht.»
2024 steigt der «BAeR»
Das kleine Dankeschön erhielten die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus der Hand eines «Bären». Im Gespräch mit Mathias Baumgartner, Vorstandsmitglied von Chance Industrie Rheintal (CIR), lüftete der als Bär verkleidete Montlinger Oberstufenlehrer Peter Vetsch das Geheimnis seines Auftritts: Er repräsentiere den Berufs- und Ausbildungsevent Rheintal – kurz BAeR –, der im Herbst 2024 erstmals stattfindet. Der BAeR löse den bisherigen Berufsevent ab. Auf interaktive Weise biete er den Jugendlichen Einblick in zusätzliche Branchen und Ausbildungsmöglichkeiten auf Sekundarstufe ll. Entwickelt worden sei er von einer Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Bildung, Wirtschaft und von CIR: Nun seien die Unternehmen gefragt, sagte Mathias Baumgartner: «Sie können die Chance nutzen und sich im Rahmen des ‹BAeR› den künftigen Fachkräften präsentieren.»